Antikriegstag 2007 

1.9.2007, Heilbronn Rathaus/Ehrenhalle

Rede Bernhard Löffler

Liebe Friedensfreundinnen und Freunde,


Kolleginnen und Kollegen,
Das Motto „Nie wieder Krieg“ des vom Deutschen Gewerkschaftsbund initiierten ersten Antikriegstags hat heute nach 50 Jahren wieder wachsende Aktualität. 

Angesichts von immer mehr Terror, bewaffneten Konflikten und Bürgerkriegen kann von einer friedlichen Welt nicht gesprochen werden. 

Der Antikriegstag wurde ins Leben gerufen, um an den Überfall des nationalsozialistischen Deutschlands auf Polen am 1. September 1939 zu erinnern und der 60 Millionen Opfer des Zweiten Weltkriegs zu gedenken.

Heute treten wir ein für eine Welt ohne Hunger, Armut, Ausbeutung, Gewalt und Krieg. 

Seit der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts herrscht Frieden in weiten Teilen Europas. Global sind wir davon noch weit entfernt.

Die militärischen Konflikte nehmen zu. Täglich sterben weltweit Tausende von Menschen bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Staaten und widerstreitenden gesellschaftlichen oder religiösen Gruppen. Oft genug nimmt die Weltöffentlichkeit davon kaum oder nur widerwillig Kenntnis. Ein im religiösen Gewand gekleideter Terrorismus, Verfolgung und Tötung ethnischer Minderheiten oder die Androhung eines nuklearen Angriffs sind nicht hinnehmbar und müssen überwunden werden. Wir müssen Frieden schaffende Maßnahmen entwickeln und finanzieren. 

Ziel muss sein, in einem ersten Schritt vor allem die Zivilbevölkerung vor Krieg und Terror zu schützen und danach militärische Gewalt und Terror ganz aus der Welt zu verbannen. Dazu gehört eine konsequentere Kontrolle des internationalen Waffenhandels, an dem auch die westlichen Industriestaaten beteiligt sind. Waffenlieferungen in Krisen- und Kriegsgebiete müssen gestoppt werden, weil sie unmoralisch und gewissenlos sind.

Im September und Oktober steht die Fortsetzung der Beteiligung der Bundeswehr an dem NATO-Krieg "Operation Enduring Freedom" und dem UN- mandatierten ISAF- Einsatz auf der Tagesordnung im Bundestag. Erneut steht die Entscheidung Krieg oder Frieden an. Aus diesem Anlass bekräftigen wir unser entschiedenes NEIN zum Krieg.

Die proklamierten Ziele der Militäreinsätze – Terrorismusbekämpfung sowie Demokratisierung und Wiederaufbau – sind nicht erreicht. 

Im Gegenteil: Die Lage in Afghanistan verschlechtert sich. 

Afghanistan ist heute von demokratischen Verhältnissen weit entfernt. In den meisten Regionen herrschen Warlords und Drogenbarone; Gewalt, Terror und Drogenhandel beherrschen den Alltag. Die Bevölkerung, die immer häufiger Zielscheibe der Angriffe ist, lebt in ständiger Angst und unter unwürdigen sozialen Bedingungen. Durch den Tornado-Einsatz der Bundeswehr wurde die – seit Anbeginn betriebene– deutsche Kriegsbeteiligung ausgeweitet. Deutschland beteiligt sich damit an der militärischen Eskalation und nimmt den Tod vieler weiterer Menschen, auch deutscher Soldaten, in Kauf, wie der Anschlag erst gestern auf deutsche Soldaten in Kabul beweist.

An Stelle der von wirtschaftlichen Interessen geleiteten militärischen Machtpolitik müssen Abrüstung, zivile Konfliktregulierung und diplomatische Verhandlungen treten. Nur so können die gewaltigen Probleme gelöst werden.

Was Afghanistan braucht, ist Frieden als Voraussetzung für eine souveräne Demokratie. Die Kriegsschäden müssen durch die Krieg führenden Staaten beseitigt, alle Truppen müssen abgezogen und die somit frei werdenden Mittel für humanitäre Arbeit zur Verbesserung der Lebensbedingungen genutzt werden. Seit 2002 wurden in Afghanistan 85 Mrd. Dollar für Militärmaßnahmen, dagegen nur 7,5 Mrd. Dollar für den zivilen Wiederaufbau eingesetzt.

Die Beendigung der Bundeswehreinsätze kann ein erster Schritt zum Frieden sein. Das würde auch die Bush-Administration unter Druck setzen, die US-Truppen ebenfalls zurückzuziehen.

Wir fordern die Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf, einer Mandatsverlängerung nicht zuzustimmen!

Der DGB ist der Meinung: Die Entsendung zusätzlicher Truppen in die Krisenregionen der Welt ist nicht zukunftsweisend und hilft nicht weiter. Die Erfahrung zeigt: Weder in Afghanistan noch im Nahen Osten oder im Irak kann Frieden mit Soldaten erzwungen werden.
Liebe Freunde,
zur aktuellen friedenspolitischen Situation wird am heutigen Antikriegstag Dr. Ulrich Duchrow, sprechen.
In Wikipedia habe ich über Ulrich Duchrow folgenden Satz gefunden:“ 
Der Befreiungstheologe wirkt als Professor für Systematische Theologie (evangelisch) an derUniversität Heidelberg und zählt zu den renommiertesten Kritikern des globalen Kapitalismus. Er ist Mitbegründer von Kairos Europa, einem Netzwerk im ökumenischen Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, das sich unter anderem für gerechtere Wirtschaftsbeziehungen einsetzt.“

Umrahmt wird unsere Veranstaltung von Hans Kumpf mit seiner jazzigen Klezmer- Klarinette, der gleich im Anschluss eine weitere Musikeinlage vortragen wird.

An dieser Stelle auch schon mein herzlicher Dank an Beide für das Engagement bei dieser Veranstaltung.

Nach der Rede von Ulrich Duchrow werden wir dann zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt in die Ehrenhalle gehen.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.
(Es gilt das gesprochene Wort)