Mit ihrem preisgekrönten
Film "Senorita Extraviada" lenkt die Filmemacherin
Lourdes Portillo die
internationale Aufmerksamkeit auf die Gewaltmorde in
Ciudad Juarez. In der
Industriestadt an der mexikanisch-amerikanischen Grenze
wurden in den letzten
10 Jahren über 300 junge Frauen, zumeist Fabrikarbeiterinnen,
auf grausame Weise misshandelt
und ermordet.
Lourdes Portillo versucht
Licht in das Schicksal der ermordeten Frauen zu
bringen; sie fragt, wer
die Täter sind, und wer sie deckt. Dafür spricht sie mit
Familien der Opfer, Ermittlungsbeamten
und Frauen, die Mordanschläge wie durch
ein Wunder überlebten.
Gezeigt werden auch die Initiativen der
Familienangehörigen,
ihre Frauen und Mädchen in gemeinsamer Aktion zu schützen. Jedoch
sind
seither in zwei Jahren
über 100 weitere Mordopfer zu beklagen.
Im Anschluss an den Film
berichtet die mexikanische Menschenrechtsaktivistin
Judith Galarza im Publikumsgespräch
über die Hintergründe der Morde. Sie ist
die Schwester eines der
ersten Mordopfer in Ciudad Juarez und gründete die
älteste Organisation
von Familienangehörigen vor Ort. Sie hat selbst 15 Jahre in
einer der Fabriken gearbeitet
und wurde entlassen, da sie die Arbeiterinnen
gewerkschaftlich organisierte.
Heute ist sie Generalsekretärin
von FEDEFAM, einer lateinamerikanischen
Organisation von Familienangehörigen
von Verschwundenen und Ermordeten. Sie hat den
Fall Ciudad Juarez vor
die Menschenrechtskommission der UNO gebracht.
Unabhängig von den
Morden wirft der Film jedoch auch ein Licht auf die
Bedingungen in den Weltmarktfabriken
der Exportzonen, die das Leben der
Arbeiterinnen in den
Ländern des Südens und Osteuropas immer mehr belasten.