Das NDR Fernsehen sendet am 24. Oktober 2006 um 23.00 Uhr eine Dokumentation zum Thema Fahnenflucht, die zeigt, unter welch entwürdigenden Umständen Deserteure während, aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg leben mussten.
Deserteure unterm Hakenkreuz,
Leben mit der Fahnenflucht.
(NDR 2006, 43:30 Min.)
Ein Film von Hauke Wendler
Mehr als 60 Jahre ist es
her, dass Ludwig Baumann das größte Unrecht
seines Lebens widerfahren
ist. Doch vergessen kann der 84-jährige nicht.
Während des Zweiten
Weltkriegs hat Baumann zehn Monate in der Todeszelle
gesessen, verurteilt wegen
Fahnenflucht. Dass ein Militärgericht ihn
längst begnadigt hatte,
das verschwieg man Baumann. Jeden Morgen denkt
man, jetzt holen sie Dich
raus, erzählt Baumann. Und jeden Morgen bricht
man zusammen, wenn die Wachen
an der Zelle vorüber gehen. Der kleine,
drahtige Mann macht eine
lange Pause. Das vergisst man nicht. Niemals.
18 Millionen Männer
haben in der deutschen Wehrmacht gedient.
Hunderttausend, so schätzen
Wissenschaftler, wurden fahnenflüchtig. Die
meisten hat man eingefangen,
gefoltert, verurteilt. Die USA haben im
Zweiten Weltkrieg einen
Soldaten wegen Fahnenflucht hinrichten lassen. In
Deutschland hat die Wehrmachtsjustiz
15.000 Deserteure erschossen,
gehängt, geköpft,
so schätzten Wissenschaftler.
Die NDR-Dokumentation, Deserteure
unterm Hakenkreuz zeichnet das Leben
und Leiden von drei jungen
Soldaten nach, die nicht mehr mitmachen
wollten. Drei Beispiele,
die verdeutlichen, was ein Leben mit der
Fahnenflucht bedeutete.
Denn auch nach Kriegsende galten Männer wie Ludwig
Baumann in Deutschland als
vorbestraft. 57 Jahre hat man uns als
Vaterlandsverräter
beschimpft, so Baumann, als Dreckschweine und
Feiglinge. Dass die Urteile
gegen Deserteure vor vier Jahren aufgehoben
wurden, war für ihn
und die anderen Überlebenden eine späte Genugtuung.
Ein Triumph, den die meisten
der ehemaligen Deserteure nicht mehr erleben
durften.
Erstausstrahlung: 24. Oktober
2006, 23.00 - 23.45 Uhr im NDR Fernsehen.